Schulanlage Luchswiesen
WBW Projekt
Zürich, Schweiz, 2022
Ing. arch. Michal Gabaš,
Ing. arch. Eva Gabaš Rosenová,
Ing. arch. Tomáš Beránek
Mitarbeit: Bc. Kryštof Jireš
Visualisierungen: Avocado Fresh
WBW Entwurf Schulanlage Luchswiesen in Schwamendingen, Zürich.
Ausgangslage
Der Neubau für die Schulanlage Luchswiesen ist eine Konsequenz aus dem anhaltenden Zuzug und der Verdichtung des Quartieres Hirzenbach.
Die bestehende campusartige Schulanlage mit grosszügigen Freiräumen ist ein Teil der Garten- Stadt, die mitten im prägendem Quartier Schwammendigen liegt und von Stadtbaumeister A. H. Steiner als eine homogene durchlässige Stadt mit fliessenden Grünräumen entworfen wurde.
Das Areal ist eng mit dem umgebenden Quartier verbunden. Der Grünzug Glattwiesen bindet mehrere Schulareale und Grünräume an sich und bildet einen harmonischen Übergang in die G artenbereiche. Die Schulanlage Luchswiesen ist ein etablierter Ort, der durch seine Nutzungsvielfalt, Durchlässigkeit und bei der Freizeitgestaltung für die umliegende Wohnquartiere eine gewichtige Rolle einnimmt.
Gerahmt wird das Areal von einer eindrücklichen Kulisse der Zeilenhäusern im Norden und Osten, wo wird noch im Rahmen einen parallelen Wettbewerb eine Ersatzsiedlung ausgeschrieben. Im Süden stellt den imposanten Baumbestand eine grossartige erhaltenswerte Qualität dar.
Städtebau
Wir schlagen einen Bau vor, der die Qualitäten des Ortes respektiert, stärkt und weiterentwickelt. Der Neubau versucht mit seinem kleinen Fussabdruck, die bestehende ortstypische Typologie und somit den grösstmöglichsten Freiraum und Baumbestand zu wahren.
Der Entwurf adaptiert den schlanken Zeilenbautyp der typischen Gartenstadt zeitgenössisch und nimmt Bezug auf die typischen pavillonartigen Baukörper mit Flachdach. Über dem Sockel der Gebäude, der die Turnhalle in die Richtung der Sportanlage integriert, wird eine grosszügige Pausenfläche geboten und somit der vielfältige öffentliche Freiraum, der sich auf verschiedenen Niveaus befindet, ergänzt.
Städtebaulich wird das Areal als Ensemble gesehen und weiterentwickelt. Der Baukörper mit seinem porösen Aussenräumen entlang der Glattwiesenstrasse stärkt die Wichtigkeit des Grünzuges und lässt die durchlässige Grünräume ihre magische Rolle als verlockende einladende Elemente spielen.
Die Bebauung der Parzelle konzentriert sich auf die Seite der Glattwiesenstrasse, was eine grosse Freifläche auf der nordöstlichen Parzellenhälfte ermöglicht und einen Abstand zu den Wohnbauten schafft.
Die Freifläche ist in kleinere Pausenbereiche aufgeteilt und bietet Nischen und Orten mit eigenständigem Charakter.
Die Schule tritt als dreigeschossig in Erscheinung und somit passt sie sich dem Masstab der Umgebung an. Mit dem Neubau und seinen Aussenanlagen eröffnet sich der Bevölkerung ein noch grösserer, zusammenhängender Freiraum als bisher.
Die Anlage ist auf allen Seiten gut ans Quartier angebunden und bietet zahlreiche Zugänge für Fussgängerinnen und Velofahrer. Der Hauptzugang zum Areal liegt wie bisher aus der Glattwiesenstrasse und bietet einen direkten Zugang zu den Aussenräumen der Schulanlage.
Das Projekt sieht den Abbruch der Gebäude des Kindergartens, der Sporthalle und des Spezialtraktes A vor, um eine aussenräumlich hochwertige Lösung anzubieten und um ein ökologisch nachhaltiges Projekt, das einen niedrigen Energiebedarf in der Erstellung sowie im Betrieb und Unterhalt aufweist.
Die Bauteile beim Rückbau sollten wieder- und weiterverwendet statt weggeworfen werden und z.B. über Bauteilnetz weiterverkauft werden.
Freiraum
Das Umgebungskonzept liest den Aussenraum der Schulanlage in drei klare Bereiche.
Den Ankunftsbererich aus grossformatigen Plattenbelag mit Parkierungmöglichkeiten für Velo und PP. Dieser Bereich wird gegliedert mir Baumgruppen und Staudenbänder die der Schulanlage einen grünen Auftritt zum Strasssenraum verleiten.
Den Schülerpark der mit Schülertrasse/Schulzimmer und den Schülergärten Aussenräume für den Schulunterricht, in einer parkartigen Gestaltung aufnimmt und auch ausserhalb des Schulbetriebes als Park genutzt werden kann.
Der Sporthof der alle Funktionsflächen aufnimmt. Bauplätze brechen die Wirkung der großflächigen Felder und bieten schattige Aufenthaltsbereiche.
Durch den Einbezug des Baumbestandenes, Pflanzung neuer Baumplätze und den geringen Anteil unterbauter Flächen kann eine angenehmen Mikroklima anstehen.
Der grosszügige Freiraum wird durch begehbare öffentliche Terrasse erweitert. Die Terrasse befindet sich über der eingegrabene Sporthalle und weisst viel Grün auf. Sie dient als eine Pausenfläche für das Schulbetrieb sowie als eine Aufenthaltsfläche für die Öffentlichkeit.
Die meisten bestehende und vor allem die wertvolle Bäume (Parkbereich im Süden des Areals) werden erhalten und ins Projekt des Grünraums integriert.
Programm und Organisation
Die Organisation des Gebäudes ordnet sich ganz dem Gedanken an ein effizientes, kompaktes Gebäude unter, das mit einem minimalen Fussabdruck ein Maximum an Freiflächen zu erhalten versucht und städtebaulich ein passendes Ortsbild prägt.
Innerhalb des Gebäudes werden Sportbereich und Schulbereich, durch eine effiziente Positionierung verbunden und ineinander integriert.
Der Hauptzugang zum Schulhaus bleibt auf seinem bisherigen Ort im westlichen Teil des Areals, aber ist auch zum Inneren der Schulanlage gerichtet. Die bestehende Rampe wird durch Aufenthaltstreppe ergänzt und dient als wichtiger Ankunftspunkt zum Areal.
Der zweite Eingang aus der Glattwiesenstrasse bietet einen unabhängigen Zugang zu dem Konservatorium und der Turnhalle im Untergeschoss. Die Organisation des Treppenhauses bietet mögliche komplette Trennung des Betriebs der Sporthalle und der Schule.
Im Erdgeschoss befinden sich die gemeinsam genutzten Räume wie Lehrerzimmer, Bibliothek, Sportfoyer und Handarbeitsräume. Die Turnhalle ist als ein Element aus dem Hauptkorridor zu sehen. Die zwei durchgehenden Treppenanlagen führen hoch in die Schule und runter zum Sportbereich.
Die Geschosse sind ähnlich aufgebaut und beruhen auf dem gleichen flexibel bespielbaren Grundraster. So können Räume entlang der Fassade flexibel genutzt, zusammengelegt oder abgetauscht werden. Die beiden massiven Kerne nehmen neben der Haupterschliessung auch die Sanitäranlagen und Haustechnikerschliessungen auf.
Im ersten Obergeschoss sind drei Cluster mit drei Klassenzimmern, drei Gruppenräumen und einem Aufenthaltsraum jeweils um eine Begegnungszone mit Garderoben platziert.
Die Cluster grenzen an den grossen Pausenplatz oberhalb der Turnhalle, der nicht nur während der Schulzeiten als gedeckte Pausen-, Spiel-, und Lernfläche genutzt werden kann.
Im zweiten Obergeschoss ist im mittleren Bereich der Musikschule Konservatorium angeordnet und von zwei Clustern und den dazugehörigen Räumen an den Stirnseiten umgegeben.
Die Positionierung der Musikschule erlaubt verschiedene Regime – die Räume der Musikschule und Therapie können betrieblich in die Schule integriert werden, aber gleichzeitig kann man diese Räume abtrennen und ein separater Eingang nutzen.
In den beiden Untergeschossen werden die Dreifachsporthalle, Sporträume und Sportnebennutzungen untergebracht. Eine Tiefgarage mit Zufahrt aus der Glattwiesenstrasse grenzt direkt an das erste Untergeschoss und bietet eine direkte Verbindung zu dem Sportbereich.
Die Handarbeitsräume (auch der Teil nach dem rückgebauten Spezialtrakt A) sind übereinander im Erdgeschoss und im ersten Untergeschoss angeordnet und somit bieten sie eine adäquate Einheit.
Fassade und Ausdruck
Das Schulhaus versucht seinem Ausdruck aus der Lektüre des Ortes abzuleiten. Das Thema der Gartenstadt wird nicht nur im städtebaulichen Konzept verfolgt, sondern auch in dem architektonischen Ausdruck reflektiert. Den Charakter der Bestandsnutzung versuchen wir in die Allegorie einer leichten Holzkonstruktion zu übersetzen, die sich sanft in den Grünzug Glattwiesen einfügt.
Das Gebäudekörper verfügt über einen hinterlüfteten Holzfassadenkleid in eine dunkelgrüne Farbigkeit. Die Fassade wird mit feiner Gliederung den Fenstern und horizontal leicht auskragenden Gesimsen rhythmisiert. Das Rhytmus der Fassade wiederspiegelt die Wahrheit der Tragstruktur.
Die Stimmung wird durch eine filigrane Schicht aus Markisen gestärkt. Die wandelbare, atmende Raumschicht soll dem Gebäude den Ausdruck eines einladenden, offenen Hauses verleihen. Lediglich die Untergeschosse und Sockelbereiche sind in Stahlbeton vorgesehen, die Obergeschosse werden in hybrider Holzbauweise mit Holz-Beton-Verbunddecken konzipiert, was einen Beitrag zum Klimaschutz durch tieferen Anteil an CO2-reichen Baustoffen leistet.
Die Innere Materialisierung wird durch dauerhafte hochwertige Materiale und Strukturen charakteristisch. Die Böden werden je nach Funktionsfläche leicht verfärbt, die Wände werden teilweise im Rohbeton belassen und in Teilen werden die Holzpaneele sichtbar. Die Brettschichtholzträger sind in den Einstellhallen sichtbar.
Struktur
Gradlinigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit widerspiegeln die Eigenschaften des geplanten Tragwerks für das Schulhaus an der Luchswiesenstrasse.
Der geplante Betonskelettbau mit einem Raster von 2.75 m x 7.00 ergibt ein effizientes Tragwerk. Die Decken aus Holzbetonverbund erlauben ein schlankes Deckensystem. Durch den Überbeton können die Betonunterzüge und die Decken formschlüssig zu einer Scheibe ausgebildet werden.
Die Aussteifung des Gebäudes ist durch die Innenwände zwischen Schulzimmer und dem gemeinschaftlichen Zugangsbereich bzw. Treppenhaus geplant. Die Anordnung ist so gewählt das, dass Masse- und Steifigkeitszentrum übereinstimmt und somit ineffiziente Torsionbeanspruchungen vermieden werden.
Das Untergeschoss des Objekts, sowie Fundamente werden massiv – aus Stahlbeton erstellt. Das UG wird als eine weisse Wanne vorgesehen. Das Tragsystem des UGs ist eine Kombination von Wänden und Stützen mit Träger. Die Decke über UG01 und UG02 ist gleichmässig als eine Betondecke entworfen.
Der Massivbau ist im Bereich des Gebäudesockel von Aussen sichtbar. Das begebbare Turnhalle Dach wird mit vorgespannten Plattenbalken konstruiert.
Das Schulhaus kann flach fundiert werden. Der Turnhallenbereich sollte wegen dem Grundwasser mit Zugpfählen versehen werden.
Haustechnik
Gemäss den Anforderungen aus der Ausschreibung und in Zusammenhang mit Minergie, wurde ein erneuerbares und hocheffizientes Erzeugungs- und Versorgungskonzept HLKS GA konzipiert.
Die Energieerzeugung ab Erdsonden, ist im Zusammenspiel mit der Photovoltaikanlage autonom und erneuerbar. Entsprechend wird diese Anlagekonfiguration den Anforderungen an Minergie-P gerecht, wobei die Kühlung ohne Kältemaschine (reines Free-/Geocooling)
Ein Schlüsselelement darstellt. Mit minimalem Energiebedarf wird im Sommerhalbjahr maximaler Raumkomfort ermöglicht und zudem die Erdsondenanlage regeneriert und dadurch nachhaltig bewirtschaftet. Zudem sind infolge minimaler Betriebs- und Unterhaltskosten die Wirtschaftlichkeit über den gesamten Lebenszyklus gegeben bzw. interessant.
Die Luftverteilung innerhalb der Stockwerke entlang der Korridore ermöglichen ein sehr flexibles, einfach abänderbares Raumdispositiv, ohne diese in den Betondecken (Primärsystem) einlegen zu müssen (Thema Nachhaltigkeit und Systemtrennung). Sämtliche Lüftungsanlagen sind mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestaltet.
Die Heizverteilung ist als Bodenheizung angedacht, welche im Sommer über eine Changeoverschaltung in den Freecooling Modus wechseln kann, und die Masse des Unterlagsboden wird aktiv thermisch bewirtschaftet. Diese Verteilung spielt Brüstungen frei und hat keinerlei Wartungsaufwand im Betrieb. Durch eine smarte Anordnung der Heiz-Kühlkreise kann die langfristige Flexibilität der Räume gewährleistet werden.
Nachhaltigkeit und Ökologie
Nachhaltigkeit fängt nicht erst bei der Wahl der Konstruktion oder der technischen Ausstattung an. Sie setzt ein Grundverständis im Umgang mit dem Vorhandenen und einen angemessenen Umgang mit der Umgebung.
Das kompakte Gebäude vereint nicht nur alle Funktionen in einem Baukörper und kommt daher mit nur zwei Kernanlagen aus, es bietet auch ein optimales Verhältnis von Geschossfläche zu Fassadenabwicklung.
Der Einsatz einer Holz-Beton-Verbunddecken Konstruktion, die Verwendung natürlicher Materialien im Innenraum (Lehmputze) unterstreichen den eingeschlagenen Weg. Die aussenliegenden horizontalen Verschattungselemente und der maximale Einsatz von Photovoltaik auf den Flachdachbereichen ergänzen die Massnahmen ebenso wie ein angemessener Fensteranteil.
Das Dach wird ausserordentlich gut gedämmt und begrünt, da dies einfach und günstig erreicht werden kann und dort auch die grössten thermischen Verluste anfallen, da die Abstrahlung an den Himmel besonders hoch ist. Die mit PV-Modulen belegbare Dachfläche beträgt rund 810 m2.