Apropos Architects

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2016 Anerkennung Wettbewerb Wohnen

Wettbewerb Mehrfamilienhaus in Sargans│Residenz Eisenerz

1. Rang im Architekturwettbewerb
Sargans, Schweiz, 2016 – 2020, realisiert

Ing. arch. Michal Gabaš, Ing. arch. Eva Gabaš Rosenová, Ing. arch. Tomáš Beránek

Das entworfene Gebäude befindet sich in der Stadt Sargans an einem sanft abfallenden Hang mit Südausrichtung, der sich vor allem durch den Panoramablick auf die wichtigsten Wahrzeichen der Region auszeichnet – das Schloss Sargans sowie die Gipfel des Gonzen und des Pizol.

 


 

Sargans befindet sich im Kanton St. Gallen am Schnittpunkt dreier großer Täler, die sich hier verbinden und eine zwischen den ansonsten steilen Alpengipfeln fruchtbare Ebene darstellen. Zu den größeren Siedlungen in der Umgebung gehören die Städte Chur und Landquart. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Fürstentum Liechtenstein.

Es handelt sich um einen beliebten Ort, der ganzjährig von Touristen besucht wird: Im Winter kommt man wegen des Wintersports hierher, im Sommer zum Bergwandern. Die breite Senke und der in geringer Entfernung entspringende Rhein schaffen hervorragende Voraussetzungen für Landwirtschaft und Gewerbe.

In der Gestaltung der Eisenerz-Residenz spiegelt sich der Einfluss der näheren Umgebung wider. Hier befinden sich ein ehemaliges Bergwerk zum Abbau von Eisenerz, das im umliegenden Areal weiterverarbeitet wurde. Charakteristisch für die Landschaft sind außerdem die umliegenden hohen, steilen Gipfel der Alpen, steile Täler und tiefe Seen.

Der Projektentwurf folgt den Vorgaben des Investors, der ein villenähnliches, kleines Mehrfamilienhaus mit 5 Wohnungen wünscht.

Das Gebäude ist so angelegt, dass die Fassaden auf die umgebende Landschaft ausgerichtet sind. Die Lage der einzelnen Wohnungen und des Hauses ermöglichen den Einfall von natürlichem Tageslicht. Das stellt eine hohe Wohnqualität sicher – und noch dazu eine prächtige Aussicht.

Städtebau

Es wurde großer Wert auf eine passende urbanistische und ästhetische Einbettung des neuen Gebäudes in die umgebende Landschaft gelegt. Die zuvor dargestellte Bauweise und Ausrichtung des Hauses verlangte viel Sorgfalt und Zeit, auch durch die Vorgaben von Umgebung, Investor und Baurecht, fügt sich derart aber nun perfekt ein.

Das geplante Gebäude wird so auf dem Grundstück platziert, dass es alle städtebaulichen Vorgaben erfüllt, die aus Lage und Ausrichtung des Grundstücks folgen. Der Neubau wird ein Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren ersetzen. Vor Baubeginn wird das bestehende Gebäude komplett abgetragen.

Die Platzierung des Gebäudes im nordöstlichen Teil der Parzelle gestattet die bestmögliche Ausnutzung des bestehenden, nach Süden ausgerichteten Gartens. Der Abstand von der Grundstücksgrenze, örtliche Bauvorgaben und das Maß der baulichen Nutzung bestimmen gemeinsam Lage, Umfang und Gestalt des Gebäudes. Der Haupteingang befindet sich auf der Nordost-Seite zur Bergwerkstrasse hin. Die Einfahrt in die Tiefgarage befindet sich neben dem Hauptzugang zum Grundstück. Ein Nebeneingang zum Garten befindet sich auf der westlichen Grenze der Parzelle und ist ebenfalls von der Bergwerkstrasse zu erreichen.

Geplante Anordnung

Gemäß den Investor-Vorgaben wurden 5 hochwertige Wohnungen geplant. Wunsch des Investors war die bestmögliche Ausnutzung der Aussicht, die das Grundstück ermöglicht; aus diesem Grund ist jede Wohnung entweder nach Osten, Süden der Westen ausgerichtet und damit auf eines der drei Wahrzeichen dieser Region – den Gonzen, das Schloss Sargans und den Gipfel des Pizol.

Kern des Objekts ist ein Treppenhaus mit Aufzug, das sich in der Mitte des Gebäudes befindet und so auch den zentralen Kommunikationsraum darstellt. Dank des zentralen Treppenhauses können die Außenseiten komplett für die Wohnungen genutzt werden, die dadurch großzügige Grundrisse mit unterschiedlich ausgerichteten Zimmern, viel Tageslicht und einer atemberaubenden Aussicht bieten.

Die Mietwohnungen sind auf Mieter ausgelegt, die im Grünen wohnen möchten und die Einzigartigkeit von Landschaft und dem Gebäude zu schätzen wissen. Sie verteilen sich auf zwei Etagen.

Die Wohnungen A und B befinden sich im Erdgeschoss und warten mit einem direkten Gartenzugang auf. Die Wohnungen C und D im ersten Stock verfügen über eigene Terrassen und Balkone mit einer großartigen Aussicht. Die dritte Wohnung im zweiten Stock soll vom Investor und seiner Familie genutzt werden. Bis auf die Vorgärten der Wohnungen A und B wird der Garten einschließlich eines Bereichs für gemeinschaftliche Gartenmöbel allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung stehen.

Tiefgarage und Keller

Die Einfahrt in die Tiefgarage befindet sich im nordöstlichen Bereich der Parzelle. Eingefahren wird über eine moderate, abgedeckte Rampe mit einer Neigung von 11%. Geplant sind 7 Parkplätze (Breite je Einheit 2,70 m), davon wird 1 Parkplatz rollstuhlgerecht realisiert. Angedacht ist auch ein „Veloraum“, der bis zu 8 Fahrräder fasst. Weitere Fahrrad-Stehplätze befinden sich auf dem Gelände beim Eingang des Objekts. Drei Paar Parkplätze sind mit Ladestationen für elektrische Fahrzeuge ausgestattet.

Treppenhaus und Gemeinschaftsflächen

Das Treppenhaus ist das Herz (der Kern) des Hauses und verbindet die Dachgeschosswohnung und die Mietwohnungen mit dem Eingangsbereich im Erdgeschoss und die Garage und den Kellerbereich im Untergeschoss. Das Treppenhaus ist mit einer Breite von 1.2 m geplant und hat ein Zwischenpodest. Bei Objekten, die niedriger sind als 10.5 m, können Treppen gemäß den Vorgaben teilweise als Wendeltreppe projektiert werden.

Die Platzierung des Treppenhauses im Gebäudezentrum ermöglicht die Ausnutzung der wertvollen Fassadenflächen und dadurch in allen Wohnungen einen fantastischen Ausblick nach Süd, Ost und West. Das Treppenhaus wird durch ein Oberlicht über dem Spiegel erhellt. Die Treppe, die vom 2. zum 3. Obergeschoss führt, ist privat und gehört zur Attikawohnung E.

Garten und Landschaftsgestaltung

Der projektierte Garten steigt von den Grundstücksgrenzen bis zum Gebäude sanft an. Größtenteils ist er von Gras bewachsen. Die Gartenbereiche, die von Süden und Westen her an das Gebäude angrenzen, gehören zu den Wohnungen A und B. An der Hausfassade ist eine Holzterrasse geplant, die im Westen den erhöhten Tiefgaragenbereich und im Süden die Wärmepumpentechnik schützt.

Der Rest des Gartens kann von der gesamten Hausgemeinschaft genutzt werden. Im nordwestlichen Teil des Gartens ist ein Grillbereich angedacht.

Hindernisfreies Bauen

Das Mehrfamilienhaus wurde unter Berücksichtigung der Hinweise der Procap-Agentur vom 5.12.2016 so entworfen, dass es den Vorgaben der Norm SIA 500 zur Nutzung durch Personen mit eingeschränkter Mobilität entspricht. Dazu mussten die Abmessungen der Wohnräume und die Maße der Zwischenpodeste leicht angepasst werden.

Konstruktion und verwendete Materialien

Das entworfene Gebäude wird auf Pfählen errichtet, die bis in tragfähigen Grund in etwa 16 m Tiefe reichen. Diese Maßnahme verhindert das unerwünschte Absinken des Objekts.

Der untere Teil ist als Weiße Wanne gestaltet, die vertikalen Stützkonstruktionen und das Dach bestehen aus monolithischem Stahlbeton. Die Tragstruktur wird durch tragende Außenwände, den Kern des Objekts und einige innere, monolithische Wände erreicht. Diese Lösung erfüllt die Anforderungen an eine erdbebengerechte Bauweise – das geplante Objekt befindet sich in Erdbebenzone 2.

Die Außenwand des Hauses ist mit einer Wärmedämmung auf Mineralbasis isoliert. Sie wird mit einem Zementputz mit einer leichten Beimischung des lokalen Verrucano-Schiefers verputzt, was dem Haus einen leichten metallischen Violettstich verleiht. Es handelt sich um ein traditionelles Sandwich-System.Die Eingangsnische und die Innentreppe werden mit beständigem und edlem Material realisiert – Cortenstahl, Sichtbeton und Terrazzoboden. Die Materialauswahl verweist sowohl auf die langjährige Tätigkeit des Vaters des Inverstors in der Metallverarbeitung als auch auf die Stadtgeschichte hin.

Energiekonzept des Hauses

Das Haus ist nach Minergie-Standard konzipiert. Hauptenergiequelle ist eine Erdwärmepumpe. Die Bohrungen, über die die Energie bezogen wird, verlaufen entlang der südlichen Wand des weißen, wannenartigen Unterbaus. Diese Wärmepumpe wird durch Solarenergie (Photovoltaik) vom Dach angetrieben und unterstützt. Energieüberschüsse werden für das Gebäude verwendet oder, in Einzelfällen, ins öffentliche Netz eingespeist.

Die einzelnen Wohnungen werden mit Fußbodenheizungen geheizt. Wärmeverluste sind dank der hochwertigen Isolierung nur minimal – 20 cm Wärmedämmung auf Mineralbasis und Holz-Alu-Fenster mit Dreifachverglasung. Potenzielle Wärmebrücken werden durch isolierte Träger vermieden. Die einzelnen Wohnungen werden kontrolliert belüftet. Frischluft wird vom Dach eingeleitet und zum Wärmetauscher und dem zentralen Lüftungssystem im Untergeschoss geführt. Von hier wird es durch vertikale Schächte in die einzelnen Wohnungen verteilt. Die Lüftungsrohre sind normgemäß wärmeisoliert.

Regenwasser wird von den Terrassen und Dachflächen des Gebäudes durch interne und an der Fassade angebrachte Leitungen abgeführt (angebracht unter dem Putz in der Isolationsschicht der Fassade).

Der Regenabfluss wird in das öffentliche Regenwassernetz eingespeist, die von einer benachbarten Parzelle vom Norden her auf das Grundstück führt.

Ausmaße des Entwurfs

Ausnützungsziffer des Hauses:                                     0,500

Anrechenbare Geschossfläche:                                     451,0 m2

Baugrundstück:                                                            902,35 m2

Gebäudehöhe:                                                               6,0 m

Firsthöhe:                                                                     10,5 m

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