Apropos Architects

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Weltausstellung Expo 2025 in Osaka

‚SCULPTING VITALITY‘
1. Preis im offenen Architekturwettbewerb
Osaka, Japan, 2023

Autoren: Michal Gabaš, Tomáš Beránek, Nikoleta Slováková + Tereza Šváchová

Mitarbeit: Rudolf Nikerle, Kryštof Jireš

Visuelle Kommunikation und Ausstellungskonzept: Lunchmeat Studio / Petr Fašianok, Jan Kistanov, Jiří Kubalík , Illustration: Dominik Miklušák

Visualisierung: ZAN Studio / Pavel Vinter

Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs für den tschechischen Pavillon auf der Weltausstellung EXPO 2025 in Osaka.

Das Konzept des tschechischen Pavillons für die Weltausstellung EXPO 2025 in Osaka lautet „sculpting vitality“. Unser kultureller Reichtum, unser Erfindungsgeist und unsere Natur sind die Bausteine für die Stärke und Vitalität der tschechischen Nation. Die Tschechen sind ein Volk von Kreativen und Selbermachern, die der Welt seit Generationen ihre Kunst und ihr Können anbieten. Die Architektur des tschechischen Pavillons für die Weltausstellung Expo 2025 in Osaka, Japan, ist ein ausgeklügeltes Mittel, um eine höhere Form der Vitalität zu erreichen. Die aktive Bewegung des Besuchers im Inneren des Pavillons führt zur Materialisierung kultureller Inhalte und damit zur Vollendung der Reise des Besuchers – zur Erlangung innerer Vitalität.

Die lineare dynamische Bewegung in einer Spirale nach oben, als wäre sie eine Allegorie einer idealen und erfüllten Lebensreise. Ein basaler und tief kodierter Instinkt befiehlt dem Menschen jedoch, vor allem zu überleben, was zu einer Reihe unkoordinierter Bewegungen in oft unklare Richtungen führt. Diese werden zur notwendigen Quelle von Erfahrungen, um die gewünschte Anpassungsfähigkeit zu erreichen. Gleichzeitig entwickelt der Mensch, ein soziales Wesen, den Drang, seinen Lebensweg zu genießen. Zu der unbestreitbar wichtigen physischen Vitalität kommt in diesem Moment eine Schicht der Vitalität des Ungreifbaren, des Kulturellen und des Visuellen hinzu.

Die geschwärzte Form des tschechischen Pavillons macht die Bewegung zu einem wesentlichen Instrument zur Aufrechterhaltung der körperlichen Vitalität. Er ermutigt den Betrachter ausdrücklich, sich körperlich zu betätigen, während der Inhalt zur kreativen Arbeit mit geistigen und kulturellen Werten anregt. Das Konzept der vorgeschlagenen Architektur ist eine These, deren Inhalt ein durch die Bewegung von Körper und Geist geformter Raum ist. Der Pavillon ist eine Masse, die die aktive Beteiligung des Besuchers erfordert, dessen Bewegung die Ausstellung präsent macht. Schon die Bewegung des Besuchers im Inneren des Pavillons materialisiert den kulturellen Raum des Inhalts und vervollständigt so seine Reise. Innere Lebendigkeit erreichen.

Der tschechische Pavillon zieht mit seiner dominanten, präzise gefertigten Glasfassade die Aufmerksamkeit auf sich. Sie erinnert an die reiche Tradition der Glaskunst und des Kunsthandwerks, die in der Tschechischen Republik seit vielen Jahrhunderten gepflegt wird. Die Silhouette der Form des Pavillons ist signifikant. Die eingefrorene Geste der spiralförmigen Bewegung reagiert ausdrücklich auf die innere Anordnung, die die äußere Form des Hauses formt.

 


 

Architektonische Gestaltung

Die konzentrische Spirale, die sich in logischer Kontinuität um das Auditorium windet, hat die Funktion einer Ausstellungs- und Kommunikationsrampe, die eine reibungslose und lineare Aufwärtsbewegung der Besucher ermöglicht. Das Fassungsvermögen der Ausstellungsfläche beträgt 402 m2 und ihre Breite variiert zwischen 1,8 und 7 Metern. In einer Höhe von zwölf Metern öffnet sich die Rampe zu einer großzügigen Aussichtsterrasse mit Restaurant und Bar. Ein zusätzliches Raumerlebnis ist nicht nur der Blick auf die ruhige Meeresoberfläche, sondern auch der Blick durch das gläserne Oberlicht hinunter in den Zuschauerraum. Hier ist das räumliche Konzept des Hauses vollständig ablesbar.

Der Flucht und auch dem Weg nach unten dient eine in den Hohlraum der Doppelwände des Zylinders eingewebte Treppe, die in Verbindung mit dem Vorplatz des Pavillons und der Flaniermeile des Areals in das Erdgeschoss des Hauses mit gewerblichen Einrichtungen mündet. Alle technischen Einrichtungen sind in einem Untergeschoss konzentriert, das fast die gesamte Fläche des Grundstücks einnimmt.

Die Masse des Hauses kippt über seine Grundrissfläche nach oben und stuft sich ab. Dadurch kann der Pavillon einen Teil des Außenbereichs beschatten. Der Außenraum wird hauptsächlich zum Ausruhen und zur Kontemplation genutzt, daher ist er als Ruhewiese konzipiert, die dem Restaurant Platz im Freien bietet.

Entwurf und Materiallösung

Die vorherrschenden Materialien im gesamten Pavillon sind Holz in Form von vorgefertigten CLT-Paneelen und Glas in Form von Isolierpaneelen mit einer gefertigten Außenhaut. Angesichts der räumlichen und zeitlichen Komplexität der Konstruktion des Pavillons sieht der Entwurf die Herstellung und Vorbereitung der meisten Komponenten in der Tschechischen Republik und eine relativ einfache Montage vor Ort nach dem Transport nach Japan vor. Im Einklang mit der vorgegebenen Konstruktionsphilosophie legt die vorgeschlagene Konstruktion den Schwerpunkt auf Modularität, Vorfertigung und Raffinesse in der Ausführung. Das Konstruktionskonzept basiert auf dem Prinzip effizient zusammengesetzter, sich wiederholender Segmente.

Das tragende Grundsystem des Hauses besteht aus einer Kombination von CLT-Holzplatten und Stahlaussteifungselementen, die hauptsächlich auf Zug beansprucht werden. Der kreisförmige Grundriss ist durch eine rationale Geometrie in sechsunddreißig gleiche Abschnitte unterteilt, die strukturell und visuell in das gesamte Gebäude eingeschrieben sind.

Realisierung und anschließender Rückbau, Transport

Im gesamten Entwurf wird von einem höchstmöglichen Vorfertigungsgrad und einer Vorbereitung des Gebäudes in der Tschechischen Republik ausgegangen. Der anschließende Transport nach Japan erfolgt in Schiffscontainern. Der Entwurf berücksichtigt eine möglichst einfache Montage vor Ort, einschließlich des anschließenden Abbaus und der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands des Grundstücks. Nach der Rückkehr in die Tschechische Republik wird der Pavillon voraussichtlich in minimal veränderter Form genutzt werden. Aufgrund des Charakters des Pavillons wird eine künftige Nutzung in Form eines Museums oder einer galerieartigen Ausstellungsfläche an seinem Ursprungsort vorgeschlagen. Damit wird seine Reise im Sinne des ursprünglich vorgeschlagenen Ausstellungskonzepts der Suche nach innerer Lebendigkeit abgeschlossen.

Fassade

Die Fassade besteht aus Isolierglasscheiben mit Doppel- oder Dreifachverglasung. Die äußere Scheibe eines jeden Paneels ist künstlerisch bearbeitet. Der Entwurf sieht die Verarbeitung von schätzungsweise acht Millimeter dicken Paneelen im so genannten Sinterverfahren vor, das auch als Fusing bezeichnet wird. Auf die Kristallscheibe aus eisenarmem Floatglas werden in einem vorgegebenen, aber scheinbar willkürlichen Raster Streifen aus anderen Gläsern in verschiedenen Schichten übereinander geritzt, so dass ein Motiv entsteht, das sich an den linear erhabenen Basaltröhren orientiert, die vor allem aus der Gegend von Kamenický Šenov bekannt sind. Es wird davon ausgegangen, dass für die geritzten Streifen das durch die Formatierung der darunter liegenden Scheiben entstandene hinterschnittene Material verwendet werden kann. Die Glasfassade soll zu einem signifikanten Element werden, das architektonisch an die traditionell erfolgreichen tschechischen Pavillons der Vergangenheit anknüpft.

Ausstellung

Der tschechische Pavillon für die EXPO 2025 in Osaka stellt den Weg von der Gründung des gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken über die treibenden Momente seiner Geschichte bis zur heutigen tschechischen Gesellschaft dar, die sich trotz ihrer Probleme seit fast 20 Jahren in eine klar definierte pro-europäische Richtung bewegt. Sie verbindet die verschiedenen Entwicklungsstadien mit Künstlern, Unternehmen und Technologien. Hier erzählen wir die Geschichte einer kreativen Nation und ihre globale Geschichte.

Ein mit Steinen gepflasterter Weg führt den Besucher von der Campus-Promenade zur Pavillonrampe im Parterre des Hauses. An diesem Punkt wird der Besucher aufgefordert, eine von drei Routenoptionen zu wählen. Die ersten beiden Wege führen über eine Rampe zur ersten Anlaufstelle, von wo aus jeder selbständig entweder über eine sanft-dynamische Rampe durch die interaktive Ausstellung nach oben (Weg I) oder durch das Foyer in die Mitte des Pavillons zum Auditorium (Weg II) geht. Eine weitere Möglichkeit, für die sich die Besucher im Parkett entscheiden können, ist die Fahrt mit dem Aufzug direkt auf das Dach des Pavillons, zum Restaurant (Weg III).

Nach vier Umdrehungen der Spirale findet sich der Besucher oben wieder. Zuhause, vielleicht nicht aus eigener Kraft. In der Mitte des dritten thematischen Kapitels der Ausstellung, zwölf Meter über der Flaniermeile des Geländes, hat er die Möglichkeit, sich in der Sky Bar oder im Fine Dining Restaurant zu erfrischen.

Erläuterung

Vitalität: ist universell; sie ist ein Zustand von Kraft und Aktivität; Energie. Die Kraft, die das Leben erhält und in allen lebenden Dingen vorhanden ist.

Der Mensch: ein Akteur, der in der Lage ist, die universelle Vitalität durch seine Kreativität und seine natürlichen Talente zu nähren und zu gestalten. Der Mensch als zentraler Akteur für die Qualität der zukünftigen Gesellschaft und der zukünftigen Welt.

Die Gegenwart – das Zeitalter des Anthropozäns. Ein Zeitraum, in dem menschliche Aktivitäten, sowohl geplante als auch ungeplante, das globale Ökosystem beeinflussen.

Unter dem Einfluss der übernommenen Verantwortung und des technologischen Fortschritts nimmt das Leben in der neuen Gesellschaft immer komplexere Dimensionen an.

Die menschliche Vitalität der Gegenwart und Zukunft – eine Reihe von Kompetenzen und Werten, die es ermöglichen, den technologischen Fortschritt zu nutzen, ohne die humanistischen Werte aufzugeben.

Anwendung des Konzepts in Ausstellungsräumen

Die Geschichte unseres Landes: die Tschechische Republik als eine vitale Nation. Unser kultureller Reichtum, unser Erfindungsreichtum und unsere Natur als Bausteine für die starke Vitalität unserer Nation.

Die Gegenwart und Zukunft unseres Landes: die Tschechische Republik als Quelle anregender Ideen, Bildung und Innovation, die zur neuen Vitalität einer internationalen und generationenübergreifenden Gesellschaft beitragen.

Weitere Projekte